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Der Spaziergang

Der Spaziergang

Als die Tage wieder länger wurden und die Temperaturen langsam stiegen beschloss meine Freundin dass uns etwas mehr Bewegung nicht schaden könne und wir begannen 2- bis 3-mal in der Woche spazieren zu gehen. Ehrlicherweise sind Feld- und Waldspaziergänge so gar nicht mein Ding, aber am Wasser fühle ich mich wohl und glücklicherweise fließt keine 500 Meter von unserem Haus entfernt ein kleiner Fluss, so dass es sich aufdrängte dort den Auslauf zu suchen. Schon während der ersten 2 Kilometer sah ich mindestens 10 Stellen, die ich gerne befischen wollte. Ein Spot ließ mich jedoch nicht in Ruhe und jedes Mal verharrte ich länger an dieser Stelle und plante innerlich wie ich was am besten hier machen könnte, wie ich einen unserer Rüssler hier überlisten konnte.

So kam es dass ich einige Zeit später bewaffnet mit meinem Echolot und einem kalten Bier auf dem Boot die Strömungs- und Tiefenverhältnisse genau unter die Lupe nahm. Ich fand ein krautbewachsenes Plateau wo deutliche zu erkennen war, dass hier gefressen wurde, der Boden war wie umgepflügt. Der erste Spot war gefunden, die 2. Rute sollte unter einem überhängenden Busch am eigenen Ufer platziert werden. Kaum hatte ich mein Boot im Auto verstaut tauchte auch schon ein anderer Angler auf der mich fragte was ich hier vorhätte. Auf meine Antwort dass ich auf Karpfen gehen möchte schüttelte er sofort kraftlos den Kopf hob einen kleinen Eimer in die Höhe und erzählte mir dass er 100 Meter oberhalb 10 Tage lang gefüttert hatte nun das dritte Mal dort fischen war und immer noch ohne einen Erfolg nach Hause zurückkehren musste. Kein Döbel, keine Brasse, nichts…Auch andrer Angler hätten sich auf dieser Strecke bereits versucht aber immer ohne einen Erfolg zu verbuchen. Und plötzlich stieg diese Unsicherheit in mir auf, die ich nur schwer besiegen konnte. Dennoch verteilte ich etwas von meinem Mais auf meinen 2 Hotspots und fuhr wieder nach Hause. Dort angekommen war ich mir gar nicht mehr so sicher ob ich es wirklich an dieser Stelle versuchen sollte schließlich hatte ich ja auch noch andrer Stellen, die mir sicher 1 bis 2 Fische bringen würden. Am Abend telefonierte ich mit meinem Freund Mike und schilderte ihm die Situation und er machte mir mit den Worten „ vielleicht krenn dies einfach net uff de Schlabbe...“ Mut es trotz allem dort zu versuchen. Ich änderte meine innere Haltung nach diesem Telefonat komplett und wollte mein Ding durchziehen. Bei der Überlegung welche Fehler die anderen vielleicht gemacht hatten und ob und wie ich diese vermeiden konnte, fasste ich neuen Mut. Dann schoss mir das Bild vom Nachmittag wieder in den Kopf, der Eimer des Mannes war schon eher klein und er hatte Mais und Hanf gefüttert. Der Fluss hat einen sehr hohen Weißfischbestand und 90  % der Karpfen die ich dort gefangen hatte, hatten bei Nacht gebissen, das heißt wenn die Karpfen anfingen zu fressen, waren die Futterplätze den Tag über schon von anderen Fischen gesäubert worden. Die nächsten 4 Tage ging ich immer erst kurz vor der Dunkelheit auf meinen Platz zum Füttern und versenkte auf jedem Platz 5 kg gekochten Mais und Tiegernüsse, 1, 5 Kg Pellets und 1 kg Mix aus Bannana / RMC  Boilies.

Endlich war es Freitag, schnell die Arbeit hinter mich gebracht und los. Einkaufen gehen und Kaffee bei meinen Schwiegereltern waren die einzigen Hindernisse die es noch zu überwinden galt. Endlich…. 19:00 Uhr am Wasser angekommen, blitzschnell war das Rodpod aufgebaut und ich präparierte mir 2 PVA Säckchen mit Micropellets, kontrollierte die Rigs und platzierte die Ruten auf ihren Spots. Die Schnüre wurden abgesenkt da die Fische in diesem Gewässer sehr Schnur scheu waren und ich kein Risiko eingehen wollte. Zum Schluss fütterte ich noch ein paar Boilies und Pellets.

Kaum zum Auto umgedreht um den Rest des Futters wieder zu verstauen piepste es hinter mir bereits das erste Mal. Ich dachte mir zunächst nichts dabei, doch schon schrie mein Delkim in voller Lautstärke. Erschrocken ließ ich den Eimer fallen und sprintete zu meinen Ruten, der fisch saß und ließ mich sofort seine Kraft spüren. Nach einem kurzen aber heftigen Drill kam ein kleiner Schuppi an die Oberfläche, genau jetzt fiel mir auf dass ich in der ganzen Hektik das Netz vergessen hatte aufzubauen. Verdutzt schaute ich mich um und sah Gott sei Dank gerade meine bessere Hälfte, die zum Grillen vorbeikommen wollte, welch ein Glück! Der Fisch wog nur 5,5 kg aber ich war wirklich glücklich über den Fang, die Futterstrategie ging scheinbar auf! Ich legte die Rute erneut und kümmerte mich ums Abendessen. Gespannt, ob das Plateau noch einen Fisch bringen sollte, oder ob die Rute am Busch sich als erstes melden würde genossen erst einmal wir das Abendessen. Gerade fertig geworden riss mich der Delkim von meinem Stuhl, wieder die Rute auf dem Plateau. Kaum Kontakt zu dem Fisch aufgenommen ließ er mich seine Kraft spüren und zog ins tiefe Wasser. Nach 15 Minuten wusste ich dass ich den Kampf mit einem 12,5 kg schweren Spiegler aufgenommen und gesiegt hatte! Nach einem kurzen Fotoshooting durfte er aber weiter schwimmen. Die restliche Nacht blieben die Bissanzeiger stumm. Ich wachte sehr früh auf, weil ich aber wirklich zufrieden sein konnte packte ich ein, das Ziel war ja erreicht. Beim letzten Blick auf dieses schöne Stück Fluss sah ich auf einmal 6 Karpfen gemütlich durch das Kraut vor mir Paddeln und ich war mir sicher die Fänge der letzten Nacht waren kein Zufall auch auf diesem Streckenabschnitt gab es Karpfen und mein Bauchgefühl hatte mich nicht im Stich gelassen.

Und mir ist klar geworden, man sollte sich eben genau auf dieses Gefühl verlassen!

In diesem Sinne Tight Lines